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Schloss LONTZEN - (V.V. Drei Grenzen)

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Schloss LONTZEN


Im limburgischen Erbfolgekrieg spielte die Burg Lontzen eine nicht unerhebliche Rolle. 1286 lagerten geldrische Truppen vor Lontzen, das sie heftig angriffen und bekämpften. Mit Sturmböcken und mit Ballisten und glaubten schon zu gewinnen, aber die Burg war im Innern wohl bemannt und bewehrt. Darinnen war Herr Gheraert Burggraf von Mueslinge... denn ohne Versöhnung und ohne Frieden hielt er tapfer Lonsies (= Lontzen) gegen den Ansturm und feindliche Attacken 40 Tage lang und noch mehr, ehe Hilfe für ihn kam... (bis) Herzog Jan Lonsies befreien half..." (1)

Die Burg Lontzen gehörte damals zum Besitz des Ritters Kuno von Lontzen aus dem Hause Scavedriesch, der dem Grafen Gui von Flandern am 29. Juni 1289 "das Haus Lontzen, das der Herzog von Brabant zerstören liess", verkaufte. Die Lontzener Burganlage zählte zweifelsohne zu den ältesten befestigten Häusern unserer Gegend. Von dem ursprünglichen wehrhaften Bau ist jedoch nichts mehr erhalten.

Kunos Sohn Heinrich kaufte die Burg 1293 wieder zurück. Über Yolande oder Julienne von Lontzen kam der Besitz an Thomas von Holsit, dessen Tochter Katharina Pontz von Welkenhuysen (Welkenhausen/Welchenhausen) heiratet.

Man vermutet, dass Pontz von Welkenhuysen einen Neubau errichten liess, von dem noch geringe Teile (zwei Türme und ein Stück Umfassungsmauer) erhalten sind. Seitdem wird das Schloss Lontzen auch häufig "Welkenhuysen" genannt.

Nachdem die Familie von Welkenhuysen mit dem Tode der Brüder Pontz und Dietrich von Welkenhuysen - Letzterer starb 1495 - in der männlichen Linie ausgestorben war, fiel der Lontzener Besitz an die Schwestern Katharina und Margarete von Welkenhuysen, die beide in die Reichsabtei Burtscheid eingetreten waren. 1500 bzw. 1512 kam das Haus durch Kauf an einen Vetter der vorgenannten Nonnen, Johann von (der) Neu(er)burg; dessen Schwager, Johann von Zeel, war verheiratet mit Katharina von (der) Neu(er)burg/Neufchateau b. Dalhem.. Er starb in 1518 und das Gut Lontzen fält in den Händen der Kinder des ersten Bettes, Framback und Catherine de Gulpen und dann , in 1519 an Frederic de Sombreffe, Ehemann seiner Tochter des zweiten Bettes, Jeanne de Celles. Ihr Sohn Jean de Sombreffe bekommt das Gut Lontzen in 1557 und lässt es an den Ehemann seiner Schwester Catherine, Guillaume de Goldstein, Herr von Müggenhausen.
1578 belagerten die Spanier(Alexandre Farnèse) Limburg und dann die Burg Lontzen, die nach 3 Tagen vor den aus Limburg herbeigeschafften Kanonen kapitulieren musste und eine spanische Besatzung erhielt.
Nach dem Tode des Wilhelm von Goldstein (1598) erbte die Tochter Katharina die Burg Lontzen. Durch Heirat mit Graf Johann Schellart von Obbendorf kam Lontzen an die Familie Schellart.

Für das Jahr 1696 verzeichnet die Chronik brandenburgische Einquartierung und für 1702 die Sprengung des Hauptturmes durch den französischen Kommandanten der Feste Limburg. Dadurch wurde die gesamte Anlage stark beschädigt, so dass Graf Heinrich von Harscamp, der Lontzen 1732 von Johann Wilhelm Schellart erworben hatte, sich 1746 entschloss, den gesamten Bau bis auf geringe Teile der Vorburg abzutragen und einen Neubau zu errichten.

Aus der wehrhaften Burganlage wurde nun dem Stil und dem Geschmack der Zeit entsprechend ein herrschaftliches Landschloss: ein zweigeschossiger, achtachsiger Bau mit 50 Räumen und hohem Mansarddach (495 m2). An der Hauptfront springen die beiden äussersten Achsen flügelartig vor, so dass ein kleiner, von den Seitenflügeln umrahmter Vorhof entsteht, der zur Freitreppe und zum Haupteingang leitet. Das gesamte Haus hat Insellage. Eine dreibogige Steinbrücke hat die mittelalterliche Zugbrücke über den Wassergraben ersetzt.

An die Familie von Harscamp erinnern heute noch zwei Allianzwappen von Harscamp-von Rolshausen, wovon das eine, über dem Aussentor der Vorburg, die Jahreszahl 1738 trägt.

Die älteste Tochter des Grafen von Harscamp, Maria Louisa Philippina, heiratete den Freiherrn Ferdinand Karl von Hochsteden, während der einzige Sohn, Ponthian von Harscamp, Erbe des Lontzener Besitzes, kinderlos starb, wodurch Schloss Grosshaus an die Tochter der vorerwähnten Maria Louisa Philippina, Amalia Theresia Franziska, Gräfin von Hochsteden und Stiftsdame zu Süstern, fiel. Diese heiratete den Grafen Karl Emmanuel von Auxy, "königlich-kaiserlicher österreichischer Kämmerer und Niederländischer Kammerherr zu Brüssel" (Quix). Wie Ch. Quix weiter 1837 zu berichten weiss, erforderte das Schloss "eine grosse Reparation".

Diese "grosse Reparation" wurde kurz darauf vorgenommen, nachdem Schloss Lontzen 1845 durch Kauf an Andreas Joseph von Grand Ry übergegangen war.

Dieser war 17 Jahre lang Bürgermeister von Eupen gewesen und dann in Verviers ansässig geworden.

Er vererbte das Lontzener Schloss mit den dazugehörenden Gütern und Ländereien (1848) seinem ältesten Sohn, Julius von Grand Ry.

Schloss und Gutshof bildeten damals mit neueren Zukäufen ein Areal von 554 Morgen.

Julius von Grand Ry liess das sehr reparaturbedürftige Herrenhaus 1853 wiederherstellen und er gab der Hauptfassade ihr heutiges Aussehen. Ein kleiner rundbogiger Ziergiebel über dem Hauptportal trägt das Wappen Grand Ry und erinnert an die damaligen Besitzer.

1882 verkauften die Erben Grand Ry Schloss Lontzen an den Aachener Tuchindustriellen Leo Nellessen, einen Bruder des nachmaligen Besitzers der Hergenrather Eyneburg, Theodor Nellessen.

An baulichen Veränderungen aus jener Zeit ist an der Nordseite des 1. Stockwerkes ein erkerartiger Kapellenvorbau zu erwähnen.

Durch Heirat der einzigen Tochter Rosa Nellessen mit dem "Königlich-Preussischen Forst- und Rittmeister", Freiherrn Philipp Ostmann von der Leye, i.J. 1905, kam Lontzen an diese Familie, die den alten Adelssitz bis 1951 hielt.



Seitdem wechselte Schloss Grosshaus noch mehrmals den Besitzer. Pierre de Walque, Richter am Appellationshof zu Gent, kaufte das Schloss 1951 und verfasste eine beachtenswerte geschichtliche Abhandlung über dasselbe ("Le château et l'avouerie de Lontzen"). Er verkaufte das Anwesen 1958 an die Brüder vom hl. Gabriel (Montfortianer-Brüder), die in Lontzen ihr Noviziat für Belgien einrichteten. Sie nannten das Schloss "Haus Unserer Lieben Frau von Banneux". Die in der Jugenderziehung und in der Missionsarbeit tätigen Brüder machten in Lontzen ihr Postulat und ihr Noviziat, bevor sie zur weiteren Ausbildung ins Scholastikat nach Etterbeek überwechselten. Fehlender Nachwuchs liess das Schloss für die Brüder zu gross werden. Sie beschlossen, sich von dem im Unterhalt zu teuren Objekt zu trennen und sie fanden in der Person des Aachener Waffenhändlers Friedrich Münch einen Käufer, dem an der Erhaltung des geschichtsträchtigen Bauwerks sehr viel gelegen war.

Nachdem Herr Münch Ende 1968 das Schloss erworben hatte, begann er sogleich mit umfassenden Renovierungsarbeiten, die er mit folgenden Worten beschreibt: "Ein neuer Dachstuhl wurde errichtet. Auf der ersten Etage liess ich 28 Fenster erneuern und im Parterre wurden zwei neue Parkettfussböden verlegt. Die Restaurierungsarbeiten waren beinahe beendet, die Anstreicher legten letzte Hand an, da wurde durch eine Lötlampe der Dachstuhl in Brand gesetzt.

Dieser am 4. Juni 1970, gegen 11 Uhr 30, ausgebrochene Grossbrand konnte erst nach Stunden durch die Wehren von Eupen, Herbesthal und Verviers unter Kontrolle gebracht werden. Was danach von dem herrlichen Schloss blieb, war eine Ruine. Nach Expertenschätzungen war Schloss Grosshaus zu 70 % zerstört. Unwiederbringlich verloren waren das einmalig schöne Treppenhaus, die kostbaren Vertäfelungen und die schweren Eichentüren.

Wegen eines Versicherungsstreitfalles konnte vorerst nicht mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Das ungeschützt liegende Mauerwerk verfiel zusehends. Erst nachdem Grosshaus 1985 erneut den Besitzer gewechselt hatte, wurde die Versicherungsangelegenheit geklärt und der neue Eigentümer, Herr Jos. Schiffer (Aachen), begann noch im selben Jahr mit den Vorarbeiten zum Wiederaufbau des Schlosses. Das Gebäude wurde entkernt, eine neue Raumaufteilung vorgenommen und neue Decken eingezogen. Ein modernes Treppenhaus führt nun bis in die Mansardwohnungen. Nach zwei Jahren intensiver Arbeit war das Schloss 1987 wieder bezugsfertig. Der Innennausbau ist inzwischen so gut wie abgeschlossen und im alten "Grosshaus" ist nun Wohnraum für sechs Familien.

Der Grossbrand von 1970 hatte das Schloss, wie gesagt, innen vollständig verwüstet. Nach stilgerechtem Wiederaufbau des Dachstuhles erstrahlt der Bau jedoch von aussen wieder im alten Glanz --zur Freude aller Dorfbewohner.

Für die sog. petite histoire sei hier noch folgendes nachgetragen: Auf einer seiner Reisen durch die Länder Westeuropas kam Zar Peter der Grosse 1717 nach Spa, um dort "seiner Gesundheit halber" einen Kuraufenthalt einzulegen. Nach beendigter Kur begab sich der Zar nach der Festung Limburg, um "selbiger so berumbt gewesener citadell zu besehen und in hohen augenschein zu nehmen... Dahe nun Sr. Maj. sich etliche täg und zwarn bis den 25. Julij aufgehalten und zu Lontzen das mittagmahl, welches auf requisition und ersuchen gesagten hr. von Tunderfeldt ich ordonniert und vor Sr Maj. höchstgedacht aufgesetzt, eingenohmen, haben selbe Sr Maj. sich nach alhiesiger kayserlich freyer reichsstadt Aachen verfugt, auf wessen gräntzen die regierende hn. burgermeistere und sindici in ihren carössen, wie nicht weniger eine companie von denen furnembsten burgeren zu pferdt, alle in roth und blaw montür Sr Maj. alda gebuhrend empfangen und bis in der stadt und dessen logement begleitet... "

Diese Zeilen aus der Chronik des Aachener Notars Johann Adam Weinandts (die Chronik umfasst die Jahre 1716-1728) belegen, dass der russische Zar am 25. Juli 1717 in Begleitung des Limburger Festungskommandanten und Gouverneurs General Georg von Tunderfelt auf dem Weg von Limburg nach Aachen in Lontzen Station machte; der Schreiber der Chronik hatte die Anordnung der Tafel übernommen und das Essen aufgetragen. Von Lontzen aus begab sich der Zar mit seinem Gefolge über den alten Limburger Weg via Hergenrath nach Aachen. Der genannte Limburger Weg zweigt am Gutshof Brückbent vom heutigen Königsweg ab und stösst am Mühlenweiher in Hergenrath auf die heutige Asteneter Strasse, die früher zusammen mit der Aachener Strasse das Hergenrather Teilstück des Limburger Weges bildete. Zwischen Mühlenweiher und Königsweg ist der Limburger Weg heute nur noch in seinem unteren Teilstück befahrbar, seine Trasse jedoch noch überall klar zu erkennen.

Diesen Weg also zog Peter der Grosse am 25. Juli 1717. An der Grenze der Stadt Aachen, d.h. am Bildchen, kamen ihm die beiden Aachener Bürgermeister und die "sindici" (Berater) in ihren Kutschen entgegen, daneben nicht weniger als eine ganze Kompanie der vornehmsten Aachener Bürger, alle zu Pferd und in rot-blauen Uniformen. So eskortierten sie den Zar nach Aachen, wo er bei Johann Adam Clermont in der Franzstrasse Wohnung nahm.

Im Jahr 1972 abgebrannt, wurde es 1986 von seinem heutigen Besitzer restauriert.

+ in unserer Rubrik FOTOS (1) Reimchronik des Jan van Heelu betr. die Schlacht von Worringen, zitiert in F. Pauquet, Betrachtungen zu einem dreifachen Jubeljahr. in Im Göhltal. Nr 45, S. 25.

Aus "LES DELICES DU DUCHE DE LIMBOURG von Guy POSWICK" - (1951).
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